Im Mordprozess gegen einen 24-Jährigen, der die Schwester seiner Ex-Verlobten angezündet haben soll, hat der Angeklagte sein Schweigen vor Gericht anders als angekündigt doch nicht gebrochen. Kurzfristig ließ er seinen Anwalt mitteilen, er wolle zunächst hören, was die Zeugen aussagen. Erst dann werde er den Richtern womöglich seine Sichtweise schildern. Das Gericht hatte zuvor einigen organisatorischen Aufwand getrieben, um dem 24-Jährigen seine Aussage zu ermöglichen.
Der 24-jährige Syrer wollte laut Anklage mit dem tödlichen Angriff im März Leid über die Familie seiner Ex-Verlobten bringen. Er sei mit der Trennung nicht klargekommen. Mit vier Benzinkanistern sei er zur Wohnung der Familie in Menden im Sauerland gekommen. Als die Schwester öffnete, habe er sie sofort mit dem Benzin übergossen und in Brand gesteckt, sagte die Staatsanwältin bei der Anklageverlesung. Die 17-Jährige erlitt so schwere Brandverletzungen, dass sie zwei Wochen später starb.
Anderer Prozess war extra verlegt worden
Eigentlich hatte der 24-Jährige für den zweiten Verhandlungstag eine umfangreiche Aussage angekündigt. Weil sein Verteidiger darauf bestand, dass sein Mandant dafür genügend Zeit haben müsse, hatte der Vorsitzende Richter sogar einen anderen Prozess verlegen lassen. Entsprechend verwundert reagierten Richter und Staatsanwaltschaft, als der 24-Jährige dann ganz plötzlich doch nichts sagen wollte. So war der Verhandlungstag – wie auch schon der erste – nach wenigen Minuten wieder vorbei.
Streit gab es auch um die Vernehmung einer zwölfjährigen Schwester des Opfers. Das Gericht würde es dem Mädchen gern ersparen, vor Gericht aussagen und dem mutmaßlichen Mörder ihrer Schwester gegenübertreten zu müssen. Nach Angaben der Mutter leidet sie weiterhin sehr unter den Erinnerungen an die Tat. Doch der Verteidiger des 24-Jährigen machte deutlich, dass man auf ihre Aussage nicht verzichten werde.
In den nächsten Wochen geht es in dem Verfahren nun recht kleinteilig mit Zeugenvernehmungen weiter. 14 Verhandlungstage bis in den Dezember sind geplant.
Quelle: dpa