Inmitten der verwinkelten Gassen des Teheraner Basars, wo das wuselige Treiben wie der pulsierende Herzschlag der Stadt wirkt, steht Mohammed Rafi in seinem Miniaturreich der Farben. Auf kaum drei Quadratmetern Ladenfläche greift er hinter seinem Tresen zielsicher ein Exemplar von über 200 verschiedenen Farbstiften – jede Nuance ein Beweis seiner Leidenschaft. «Um in einem Beruf erfolgreich zu sein, muss man Liebe zu seiner Arbeit haben», sagt der 65-Jährige.
Hinter dem schmalen Tresen zeigt sich die wahre Dimension seines Geschäfts: Rund 50.000 sauber sortierte Stifte lagern auf winzigem Raum. «Meine Kunden sind nicht nur Künstler, sondern auch Schüler und Menschen aus allen Schichten», erzählt Rafi, während er einen Stift präsentiert, der zwei Farben gleichzeitig schreibt. Solche Besonderheiten machen seinen Laden zum Geheimtipp für Profis und Neugierige.
Kleine Berühmtheit in den sozialen Medien
«Am meisten Freude bereitet es mir, dass Kinder mit dem Kauf eines einzelnen Stifts ihr Set an Buntstiften vervollständigen und glücklich sein können», sagt Rafi. Inspiriert durch seine Arbeit bei einer deutschen Firma wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. Das ist inzwischen schon mehr als drei Jahrzehnte her. In den sozialen Medien ist der Händler ein kleiner Star. Rund 24.000 Menschen folgen ihm auf Instagram.
Der Große Basar von Teheran ist ein lebendiges Labyrinth. Über Jahrhunderte gewachsen, erstreckt sich das Netz aus verwinkelten, überdachten Gassen über mehrere Quadratkilometer. Auch wenn viele Läden winzig sind, genießen die Besitzer hier großen Status. Eine Besonderheit: Jeder Abschnitt gehört einer speziellen Händlergruppe. In der Goldgasse reiht sich ein Juwelier an den nächsten, während im Schreibwaren-Bereich Taschenrechner oder Notizblöcke auf Käufer warten. Und Rafis Buntstifte.
Quelle: dpa