Edin Terzic wirkt erstaunlich gelassen. Auch die riesige Erwartungshaltung der Fans vor dem spannendsten Bundesliga-Meisterfinale seit Jahren bringt den Dortmunder Fußball-Lehrer scheinbar nicht aus der Ruhe. Mit bedächtiger Stimme und festem Blick meistert er die vielen Fragen nach dem großen Druck, der auf ihm und der Mannschaft lastet. «Wir dürfen das nicht zu sehr an uns heranlassen. Das Spielfeld ist genauso groß wie letzte Woche. Und der Ball ist genauso rund wie letzte Woche», kommentierte der 40-Jährige im Stil eines erfahrenen Trainer-Routiniers.
Aus Sorge, die ohnehin hohe Anspannung bei seinen Profis vor dem nervenaufreibenden Titel-Fernduell mit dem FC Bayern weiter zu vergrößern, setzt Terzic auf Bewährtes: «Natürlich ist es für uns eine ganz besondere Woche. Dennoch ist der Schlüssel, dass man nichts Besonderes tut. Es geht nicht darum, außergewöhnliche Dinge einzufordern.» Die historische Chance auf die erste Meisterschaft für den BVB seit elf Jahren bereitet ihm mehr Vorfreude als Stress. «Ob es das wichtigste Spiel für mich ist, kann ich nicht sagen. Was ich aber sagen kann, dass es das schönste ist», antwortet er auf Fragen nach seinem Gemütszustand.
Vor dem letzten Spieltag führt der BVB die Tabelle mit zwei Punkten vor dem deutschen Fußball-Rekordmeister aus München an. Terzic gab sich kämpferisch und verwies auf die guten Trainingsleistungen unter der Woche: «Wir sind noch nicht fertig, aber wir sind bereit. Als Mannschaft, als Verein, als Stadt. Wir wollen unseren Weg mit einem Sieg am Samstag krönen.» Gleichwohl erwartet er eine schwere Aufgabe: «Die Stärken von Mainz sind deutlich erkennbar. Sie sind eine der fittesten Mannschaften in der Liga und spielen sehr erwachsen.»
Ob der Tabellenführer wieder mit Jungstar Jude Bellingham planen kann, bleibt weiter offen. Der 19 Jahre alte englische Nationalspieler hatte sich vor zwei Wochen im Spiel gegen Mönchengladbach eine Knieblessur zugezogen und bis Mittwoch noch immer kein Mannschaftstraining bestritten. «Bei Jude gibt es noch ein Fragezeichen. Er konnte sein Trainingsprogramm intensivieren. Das sieht ganz gut aus. Wir werden kurzfristig entscheiden», kommentierte Terzic.
Wie Terzic warnte auch Sebastian Kehl davor, Mainz trotz einer Serie von zuletzt vier Niederlagen zu unterschätzen. Schließlich punktete der FSV in drei der letzten fünf Spiele in Dortmund (zwei Siege, ein Remis). «Das ist ein Gegner, der nichts mehr zu verlieren hat. Sie haben ihren Flow ein wenig verloren. Das war zuletzt nicht die Mannschaft, die sie sein können. Aber sie werden hierherkommen und versuchen, etwas mitzunehmen», sagte der Sportdirektor.
Verhandlungen über die Höhe der Prämie für die Profis im Falle einer Meisterschaft wurden laut Kehl in den vergangenen Tagen nicht mehr geführt. «Das Thema haben wir vor acht Monaten geklärt. Es ist kein Spieler oder der Mannschaftsrat auf mich zugekommen. Aber so eine Meisterschaft ist ohnehin mit keinem Euro aufzufangen», sagte der ehemalige BVB-Profi.