NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat das neueste Lagebild zur Clankriminalität vorgestellt. (Archivbild), © Oliver Berg/dpa

Clankriminalität steigt auf 7.000 Straftaten

Die türkisch-arabischen Clans zugerechnete Kriminalität ist im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen auf 7.000 Straftaten gestiegen. Das geht aus dem neuen Lagebild zur Clankriminalität hervor, das NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) in Düsseldorf vorgestellt hat. Das entspricht einer Steigerung um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Reul führte den Anstieg auf die erfolgreiche Ermittlungsarbeit der Polizei zurück, die diese Straftaten aufdecke. «Es ist mühsame Arbeit, aber wir kommen Stück für Stück voran.» Inzwischen würden 118 Nachnamen mit entsprechenden Clan-Strukturen in Verbindung gebracht – nach 116 im Vorjahr.

Fünf Prozent der 4213 Verdächtigen haben dabei mehr als jede vierte (27,6 Prozent) der 7000 Straftaten begangen. Die Tumulte mit Clan-Bezug sind von zwölf im Jahr 2019 auf jeweils fünf in den vergangenen beiden Jahren gesunken. «Die Straße gehört wieder uns», sagte Reul. Die Zahl der sogenannten Tumultlagen insgesamt stieg allerdings von 37 auf 41 im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr. 

225 Objekte geschlossen

2023 habe die Polizei Nordrhein-Westfalen insgesamt 423 Razzien gegen Clankriminalität durchgeführt. Fast 1.000 Objekte seien kontrolliert worden. Dazu zählten Shisha-Bars, Gaststätten und Spielstätten für illegales Glücksspiel. Die Polizei habe über 600 Strafanzeigen geschrieben und über 1.000 Verwarngelder verhängt. Die zuständigen Behörden hätten in der Folge 225 Objekte geschlossen. Fast eine Million Euro illegal erworbenes Vermögen seien abgeschöpft worden.

Die am stärksten von Straftaten der Clankriminalität betroffene Stadt war Essen, gefolgt von Recklinghausen, Bochum und Gelsenkirchen. 40 Prozent der Verdächtigen und fast 40 Prozent der Straftaten könnten sieben Clans zugerechnet werden. Der Anteil der syrischen Verdächtigen habe sich zwar seit 2015 vervierfacht, dies sei aber mit dem Zuzug erklärbar: Er entspreche weiterhin stabil einem Anteil von rund vier Prozent an den in NRW registrierten Syrern.

Ein Drittel «Rohheitsdelikte»

Etwa ein Drittel der erfassten Taten, die von Clankriminellen begangen wurden, waren sogenannte Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit. Drogendelikte machten rund acht Prozent der Straftaten aus, die der Clankriminalität zugeordnet werden. Zudem werden zehn Tötungsdelikte dem Bereich Clankriminalität zugeordnet.

Das Landeskriminalamt erstellt seit 2018 jährlich das Lagebild Clankriminalität. Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.

Quelle: dpa