Valérie Raillon, Erstpreisträgerin des Geschichtswettbewerbs, steht auf einer Straße., © David Ausserhofer/Körber-Stiftung/dpa

Geschichtswettbewerb: Schülerin forscht zu Werkssiedlung

Spurensuche in der Nachbarschaft: Für ihre historische Forschung über eine inzwischen abgerissene Arbeitersiedlung in Dortmund wird eine 16-jährige Schülerin aus der Ruhrgebietsstadt am Dienstag im Schloss Bellevue ausgezeichnet. Valérie Raillon vom Dortmunder Goethe-Gymnasium erhält einen von fünf mit je 2500 Euro dotierten ersten Preisen des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten. Drei Monate lang hat sich die Schülerin intensiv mit der «Siedlung Felicitas» befasst – einer der frühen Arbeiterkolonien im Ruhrgebiet und die zweite Werkssiedlung einer Zeche im heutigen Dortmunder Stadtgebiet. «Es hat mich sehr fasziniert, wie alt die Siedlung tatsächlich war», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

Für ihre mehr als 30-seitige Arbeit hat sie nicht nur im Internet und in Archiven recherchiert, sondern auch mit ehemaligen Bewohnern der Zechensiedlung sprechen können. Um mehr über ihr Forschungsobjekt herauszufinden, hatte sie in der Umgebung der einstigen «Siedlung Felicitas» an Haustüren geklingelt und war auf Zeitzeugen gestoßen, die in den 1970er Jahren umgesiedelt wurden. «Das war natürlich ein Glückstreffer», sagte die 16-Jährige.

Von ihnen konnte die Schülerin auch erfahren, wie es zum Abriss der traditionsreichen Kolonie gekommen war: Wegen neuer Lärmschutz- und Umweltgesetze hatte man die direkt neben dem Hochofen liegenden 40 Häuser abgerissen. «Gegen den Protest der Bewohner damals», wie Raillon berichtete. Viele Arbeiter seien damals der Auffassung gewesen, dass der Emissionsschutz nur vorgeschoben sei und es tatsächlich um wirtschaftliche Interessen ging. «Dort ausziehen zu müssen, haben sie als großen Verlust empfunden.»

Die Körber-Stiftung richtet den Geschichtswettbewerb alle zwei Jahre aus. Er soll junge Menschen ermuntern, sich mit der Geschichte vor der eigenen Haustür auseinanderzusetzen. Dieses Mal haben sich mehr als 5600 Schülerinnen und Schüler mit 1651 Beiträgen beteiligt. Er stand unter der Überschrift «Mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte».