Der Borussia-Park bebte und Trainer Gerardo Seoane tanzte. Das Joker-Tor von Tomas Cvancara in der sechsten Minute der Nachspielzeit beim 1:0 (0:0) gegen Union Berlin hat Borussia Mönchengladbach ein lange nicht gekanntes Glücksgefühl beschert: einen Heimsieg, den ersten seit über sieben Monaten. «Das tut dem ganzen Verein extrem gut», jubelte Mittelfeldspieler Philipp Sander nach dem glücklichen, aber nicht unverdienten Erfolg gegen viel zu passive Gäste.
«Das war ein dreckiger Sieg, aber genau so etwas brauchst du in so einer Situation», sagte Sportchef Roland Virkus. Der eingewechselte Cvancara hatte sich in der ungewöhnlich langen Nachspielzeit in einem ereignisarmen Spiel bei einer Flanke des ebenfalls eingewechselten Robin Hack hochgeschraubt und den Ball eingeköpft.
Erster Heimsieg seit Februar für Gladbach
«Das war ein lucky punch», gestand Trainer Seoane. «Dieser Sieg ist wichtig für unseren Prozess. Wir wissen, dass wir aus der zweiten Halbzeit noch einiges aufarbeiten müssen.» Denn nach der Pause hatte sein Team, das in der ersten Hälfte noch spielbestimmend war, kaum noch Zugriff auf die Partie. Die Minimalisten aus Köpenick, die kaum etwas für das Spiel taten, schafften es nun deutlich besser, die Kombinationen der Gladbacher zu unterbinden.
«Die zweite Halbzeit war dann nicht mehr so, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber wisst ihr was? Das interessiert mich einen feuchten Scheiß», sagte Virkus in der Euphorie des zweiten Saisonsieges recht derb. «Wir müssen uns nicht für so einen Sieg entschuldigen, beim besten Willen nicht», sagte Virkus weiter. «Dreckig heißt nicht unverdient.»
Denn in der Tat hatten die Borussen bereits vor der Pause die deutlich besseren Chancen. Philipp Sander (17.), Kevin Stöger (26.) und Alassane Plea (42.) vergaben beste Möglichkeiten. Union dagegen schoss lediglich zweimal gefährlich aufs Gladbacher Tor, daraus resultierte aber nur eine echte Chance: Yorbe Vertessens Schuss an den Außenpfosten fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit.
Svensson sieht spielerische Defizite seines Teams
«Spielerisch müssen wir uns natürlich steigern», sagte Union-Coach Bo Svensson nach der ersten Saisonniederlage seines Teams, das sich mit ähnlicher Spielweise beim 1:1 in Mainz und beim 0:0 in Leipzig noch Punkte erkämpft hatte. «Das war schon in den Spielen davor so. Wir sind noch nicht so weit, aber wir arbeiten daran», sagte Svensson, der im siebten Spiel als Trainer erstmals gegen Gladbach verlor, wo er einst als Spieler aktiv gewesen war.
Was den Dänen allerdings mehr erzürnte, war die in der Tat recht ungewöhnlich lange Nachspielzeit. «Dafür habe ich wenig Verständnis», schimpfte Svensson «Acht Minuten sind extrem in einer Halbzeit, in der es keinen VAR-Einsatz gab.» Dafür aber zwei recht lange Verletzungs-Unterbrechungen.
Mit nun sechs Punkten hat Gladbach nach enttäuschenden Spielen gegen deutlich bessere Gegner nun erstmal wieder Anschluss an das Tabellenmittelfeld. Berlin steht mit zwei Zählern mehr noch etwas darüber.
Quelle: dpa