Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Heute ist der 746. Kriegstag., © Efrem Lukatsky/AP/dpa

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Die Kämpfe in der Ukraine gehen mit unveränderter Härte weiter. Das ukrainische Militär wehrte nach eigenen Angaben in der Nacht einen großen russischen Angriff mit Kampfdrohnen ab. Von 39 anfliegenden Drohnen seien 35 abgefangen worden, teilte die Luftwaffe mit. «Ich danke allen, die dieses Ergebnis erzielt haben», schrieb Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk auf seinem Telegramkanal. 

Eine feindliche Drohne schlug nach Militärangaben in einem Industriegebäude im Gebiet Odessa im Süden ein. Niemand sei verletzt worden. Im Gebiet Mykolajiw sei eine Überlandleitung beschädigt worden. Die Shahed-Drohnen iranischer Bauart seien von der russischen Küste des Asowschen Meeres und von der annektierten Halbinsel Krim gestartet worden. Außerdem schoss Russland nach diesen Militärangaben vier umfunktionierte Flugabwehrraketen S-300 auf Bodenziele in den Gebieten Charkiw und Donezk ab.

Bei einem nächtlichen Angriff der Ukraine stürzte eine Drohne auf ein Treibstofflager im russischen Grenzgebiet Kursk und ging in Flammen auf, wie der dortige Gouverneur Roman Starowoit auf Telegram mitteilte. Über dem Gebiet Nowgorod in Nordwestrussland wurden nach Behördenangaben zwei Drohnen abgeschossen.

Bericht über Taktikvorteil für Russland

Russlands Armee hat sich einem US-Medienbericht zufolge mit dem verstärkten Einsatz gesteuerter Flugzeugbomben an den Fronten in der Ukraine taktische Vorteile verschafft. Wie der Nachrichtensender CNN berichtete, habe die Ukraine kaum Abwehrmöglichkeiten gegen die Gleitbombe vom Typ FAB-1500. Die knapp 1,5 Tonnen schwere Bombe könne von Flugzeugen aus einer Entfernung von 60 bis 70 Kilometern, außerhalb der Reichweite der ukrainischen Flugabwehr, auf ihre Ziele abgeworfen werden. Durch kleine Flügel könne die Bombe relativ genau ihr Ziel treffen. Beim Einschlag entstehe ein 15 Meter breiter Krater.

Im Gespräch mit CNN bestätigte der ukrainische Luftwaffensprecher Juri Ihnat, dass der verstärkte Einsatz dieser Gleitbomben zuletzt in den Kämpfen um die ostukrainische Stadt Awdijiwka registriert worden sei. «Innerhalb von 24 Stunden wurden 250 von ihnen eingesetzt», sagte er. Russland rüste seine alten Bomben auf den neuen, gesteuerten Typ in einer Fabrik bei Moskau um. «Das ist zwar keine billige oder schnelle Umrüstung, aber es kostet immer noch weniger als die Millionen für eine Rakete», sagte Ihnat.

Russischer Marinechef entlassen?

Der Kommandeur der russischen Kriegsmarine, Admiral Nikolaj Jewmenow, ist nach einem offiziell unbestätigten Bericht unterdessen in den Ruhestand versetzt worden. Das berichtet die Zeitung «Iswestija» unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Jewmenow sei durch Admiral Alexander Moisejew ersetzt worden, den bisherigen Befehlshaber der Nordmeerflotte. Auf der Website des russischen Verteidigungsministeriums gibt es bisher keine Mitteilung. 

Einen Grund für den Personalwechsel nennt die «Iswestija» nicht. Zuletzt hatte die russische Schwarzmeerflotte erhebliche Verluste an Kampfschiffen und Soldaten durch Angriffe ukrainischer Raketen und sogenannter Seedrohnen erlitten – also mit Sprengstoff beladene, unbemannte Boote. Wegen der Bedrohung durch die ukrainischen Streitkräfte haben sich die russischen Marine-Kampfeinheiten weitgehend von der besetzten Halbinsel Krim zurückgezogen.

Missverständliche Papst-Äußerungen und ukrainischer Ärger

Papst Franziskus gebrauchte in einem am Wochenende veröffentlichten Interview des Schweizer Fernsehens mit Blick auf Schwierigkeiten der ukrainischen Armee das Wort von der «weißen Fahne» – in Kriegszeiten seit Jahrhunderten das Zeichen der Kapitulation, also der kampflosen Aufgabe gegen die feindlichen Truppen. Papst-Sprecher Matteo Bruni widerspricht Darstellungen, der Pontifex habe die Ukraine zur Kapitulation aufgefordert. 

Auf Unverständnis stieß jetzt insbesondere seine Antwort auf die Frage, ob nicht manchmal Mut nötig sei, die weiße Fahne zu hissen – die Formulierung stammte vom Interviewer. Der Papst antwortete: «Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weißen Fahne hat, zu verhandeln.» Das Gespräch wurde für eine Kultursendung aufgezeichnet, die sich grundsätzlich mit der Farbe Weiß beschäftigt – auch zum Beispiel, warum der Papst weiß trägt. Es soll am 20. März ausgestrahlt werden. 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies den Appell von Papst Franziskus zu Friedensverhandlungen mit Russland scharf zurück.  Die Kirche sei bei den Menschen, sagte Selenskyj am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache. «Und nicht zweieinhalbtausend Kilometer entfernt, irgendwo, um virtuell zu vermitteln zwischen jemandem, der leben will, und jemandem, der dich vernichten will.»

«Als das russische Böse am 24. Februar diesen Krieg begann, standen alle Ukrainer auf, um sich zu verteidigen. Christen, Muslime, Juden – alle», sagte Selenskyj.  Und er danke jedem ukrainischen Geistlichen, der in der Armee, in den Verteidigungsstreitkräften ist. Sie stünden an der vordersten Front, sie schützten das Leben und die Menschlichkeit, sie unterstützten mit Gebeten, Gesprächen und Taten. «Das ist es, was die Kirche ist – bei den Menschen.»

Quelle: dpa