Nur wenige Menschen können mit 40 Jahren auf eine über drei Jahrzehnte lange Karriere zurückblicken. Scarlett Johansson, die am 22. November ihren runden Geburtstag feiert, ist eines dieser Ausnahmetalente. Ihr Debüt gab sie als Achtjährige in dem Theaterstück «Sophistry» neben Ethan Hawke. Robert Redford holte sie mit zwölf Jahren für das Drama «Der Pferdeflüsterer» vor die Kamera, als junges Mädchen, das bei einem Reitunfall ihr Bein verliert. Mit Ende 20 mimte sie die kämpferische Marvel-Heldin «Black Widow», die als Schwarze Witwe gefürchtete Spionin Natasha Romanoff. Mit 35 Jahren sahnte die Schauspielerin gleich zwei Oscar-Nominierungen ab.
Die blonde New Yorkerin mit der dunklen Stimme verkörpere Hollywood-Glamour wie Carole Lombard, bescheinigte ihr kürzlich Tom Rothman vom Filmstudio Sony Pictures: Diese «sehr seltene Kombination von glamouröser, wunderschöner Intelligenz» mache sie zu einem wahren Movie-Star. Rothman war einer von vielen, die Johansson im Juli in einem Feature der «New York Times» mit Komplimenten überschütteten. Woody Harrelson, der mit ihr und Channing Tatum die clevere Komödie «To the Moon» (2024) drehte, schwärmte von ihrem Witz und ihrer Bodenständigkeit. «Sie ist ein weltweiter Superstar, aber ich habe niemals auch nur eine Spur Ego bemerkt.»
Söhnchen Cosmo und Tochter Rose
In dem Film, von Johansson mitproduziert, hat auch ihr Ehemann, der Komiker Colin Jost (42), eine kleine Rolle. Sie sind seit 2020 verheiratet, Söhnchen Cosmo ist drei Jahre alt. Mit ihrem Ex-Ehemann, dem französischen Journalisten Romain Dauriac, teilt sie sich das Sorgerecht für die gemeinsame zehn Jahre alte Tochter Rose. Ihre erste Ehe mit dem kanadischen Schauspieler Ryan Reynolds ging 2010 nach gut zwei Jahren auseinander.
Jost und Johansson lernten sich am Set der Satire-Sendung «Saturday Night Live» kennen. Die Schauspielerin war schon mehrere Male Gastgeberin der bissigen Show. 2017 verwandelte sie sich in einem Sketch in Ivanka Trump und machte sich über die Tochter des damaligen US-Präsidenten Donald Trump lustig.
Bei den jüngsten US-Präsidentschaftswahlen legte sich Johansson für Kamala Harris ins Zeug. Zusammen mit mehreren «Avengers»-Darstellern, darunter Robert Downey Jr. (Iron Man), Mark Ruffalo (Hulk) und Chris Evans (Captain America), sicherte sie in einer Videoschalte der Demokratin ihre Unterstützung zu. Die Aussicht auf eine mögliche Wiederwahl von Donald Trump erlebe sie wie einen «gruseligen Alptraum», sagte die Schauspielerin im Juli der «New York Times».
Schon als Kind vor der Kamera
Johansson hat eine jüdische Mutter mit polnischen Wurzeln und einen dänischen Vater. Schon als Kind in New York nahm sie Schauspielunterricht. Mit neun Jahren gab sie ihr Filmdebüt in der Komödie «North» (1994), an der Seite von Kinderstar Elijah Wood unter der Regie von Rob Reiner. Nach «Der Pferdeflüsterer» und dem Teenager-Film «Ghost World» gelang dem Nachwuchstalent mit «Lost in Translation» (2003) der internationale Durchbruch. Johansson war gerade 17 Jahre alt, als sie von Regisseurin Sofia Coppola an der Seite von Bill Murray gecastet wurde. Sie spielt die unverstandene junge Ehefrau eines vielbeschäftigten Fotografen, die in einer Hotelbar in Tokio einen Hollywood-Star (Murray) trifft, der in Japan einen Whiskey-Werbespot dreht. Auf Streifzügen durch das nächtliche Tokio kommt sich das ungleiche Paar vorsichtig näher.
Für Johansson ging es in Hollywood Schlag auf Schlag weiter. Sie spielte die Muse des Künstlers Vermeer in «Das Mädchen mit dem Perlenohrring», ein abgebrühtes
Südstaatenmädchen in «Lovesong für Bobby Long» oder die verliebte Tochter eines strengen Vaters in «Reine Chefsache». Alt-Meister Woody Allen holte sie für «Match Point» als verführerisches Starlet vor die Kamera, und weitere Male für «Scoop» und «Vicky Cristina Barcelona».
Ihre Rolle als Black Widow in «Iron Man 2» (2010) war der Startschuss für zig Marvel-Filme und eine hoch bezahlte Superheldinnen-Karriere. 2012 wurde sie mit einem Stern auf Hollywoods «Walk of Fame» verewigt. Das Männermagazin «Esquire» kürte sie 2013 zum zweiten Mal zur «Sexiest Woman Alive». Das Wirtschaftsmagazin «Forbes» erklärte sie 2018 und 2019 zur bestverdienenden Schauspielerin Hollywoods.
Nur mit ihrer Stimme verdrehte sie Joaquin Phoenix in der Science-Fiction-Romanze «Her» (2013) den Kopf. Er spielt einen melancholischen Ghostwriter, der sich in eine weibliche Computerstimme namens Samantha verliebt.
Nur der Oscar fehlt noch
Einen Oscar hat Johansson bisher nicht gewonnen, aber 2020 war sie gleich für zwei Trophäen nominiert: für ihre Hauptrolle in dem Scheidungsdrama «Marriage Story» und für ihre Nebenrolle als alleinerziehende Mutter in der Nazi-Satire «Jojo Rabbit».
Zuletzt spielte sie unter der Regie von Wes Anderson in «Asteroid City» und in dem Regiedebüt «North Star» der Britin Kristin Scott Thomas mit. Derzeit steht sie selbst als Regisseurin hinter der Kamera. Ihr Erstlingsfilm «Eleanor the Great» dreht sich um eine 90-Jährige namens Eleanor Morgenstein (June Squibb), die nach einem Todesfall ihr jahrzehntelanges Leben in Florida aufgibt und allein nach New York zurückzieht.
Fans der Schauspielerin können sich aber schon auf das nächste Action-Spektakel freuen. Für Juli 2025 hat das Studio Universal eine weitere Folge aus dem «Jurassic»-Universum, «Jurassic World Rebirth», angekündigt. Von den noch wenigen lebenden Dinosauriern soll ein Forscherteam DNA-Proben besorgen, die für die Entwicklung eines menschlichen Medikaments wichtig sind. Johansson spielt die unerschrockene Expeditionsleiterin.
Quelle: dpa