TV-Satiriker Oliver Kalkofe hat die 1970er-Jahre in Westdeutschland als eine «extrem dröge Zeit» in Erinnerung. «Die 70er waren das farbloseste Jahrzehnt. Vorher gab es Flower-Power und Hippie-Zeit. Aber Mitte der 70er waren die vorherrschenden Farben braun in allen Facetten und grau», sagte der 58-jährige Berliner in einem dpa-Interview zum 50. Geburtstag der Disco-Musik, die im Sommer 1974 ihren Anfang genommen hat.
«Ich gucke jetzt gerade mit großem Spaß alte „Detektiv Rockford“-Folgen oder „Die Straßen von San Francisco“. Du siehst alle Brauntöne und dann noch ein bisschen so gedeckte Grün- und Olivtöne und grau, braun, grau, oliv. Und wenn es flippig werden sollte, vielleicht ein bisschen orange, so eine kleine Schockfarbe dazwischen. Aber ansonsten war es alles öde», sagte Kalkhofe. «Es wurde erst wieder in den 80ern bunt und da war Disco deswegen genau der Knaller. Da wurde es bunt, da hattest Du eine Glitzerkugel, die alle Farben an die Wand gespiegelt hat.»
Disco sei «eine wirklich so schillernde Trash-Perle der Menschheitsgeschichte, die sich da entwickelt hat». Damit meine er zunächst einmal tanzbare Popmusik allgemein. «Aber so dieses Phänomen der Disco, also der mit bunten Lichtern. Das ist ja eigentlich so eine Art Tanzkarneval gewesen zu der Zeit.»
Disco eine Art des Posings
Kalkofe im Rückblick: «Die Kragen und die Schlaghosen – alles wurde größer und breiter und jeder wollte mehr Power und mehr zeigen, wie geil er ist.» Es sei eine Art des Posings vor anderen gewesen, um andere zu beeindrucken und Spaß zu haben. «Ich fand, es war eine geile Zeit. Keine Zeit, die ich jetzt aktiv mitgestaltet hätte. Erlebt habe ich sie, aber ich habe da nicht aktiv mitgemacht. Da war ich einfach nicht der Typ zu – rein körperlich. Aber ich habe die natürlich gesehen und immer auch so mit einer gewissen ironischen Distanz betrachtet, weil ich wusste, ich gehöre nicht dazu. Und ich wusste auch, ich will auch gar nicht dazu gehören. Aber ich habe sie immer mit großer Faszination betrachtet.»
Er habe der Disco auch in seinem Schundfilm-Festival «#SchleFaZ – Die schlechtesten Filme aller Zeiten» ein Denkmal gesetzt. Der 125. «#Schlefaz-Film» sei «Disco Godfather» (Deutscher Titel «Helden der Nacht») gewesen. «Das war geil, das war ein Blaxploitation-Disco-Film, der aber scheiterte.» Der Begriff Blaxploitation steht für ältere Billigproduktionen mit afroamerikanischen Helden. «Er kam ein bisschen zu spät und ist deswegen total abgekackt. Er hat alles zwischen Black Power, Action und Disco und Drogenkrimi, das war mega.» Die Film-Reihe «#SchleFaZ» ist kürzlich von Tele 5 zu Nitro gewechselt.
Quelle: dpa